Befragungen sind eine beliebte Methode, um Informationen zu sammeln und mehr über eine bestimmte Zielpopulation zu erfahren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Daten zu erheben, wie beispielsweise persönliche Interviews, Telefoninterviews, online Befragungen und klassische Paper-Pencil Umfragen. Aber ganz egal, für welche Möglichkeit man sich entscheidet, am Anfang steht immer die Konzeption des Fragebogens.
Die Erstellung eines Fragebogens ist eine zentrale Methode in der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung und ein gut konzipierter Fragebogen kann wertvolle Daten liefern, die zur Beantwortung von Forschungsfragen und zur Überprüfung von Hypothesen beitragen. Doch was muss man bei der Konzeption eines Fragebogens beachten? Hier sind einige wesentliche Aspekte:
Das Ziel und die Forschungsfrage klären
Bevor man mit der Erstellung eines Fragebogens beginnt, sollte das Ziel der Befragung klar definiert sein. Die Forschungsfrage bestimmt, welche Informationen benötigt werden und wie diese erhoben werden sollen. Aus ersterem folgt, dass jede Frage im Fragebogen dazu beitragen sollte, die Forschungsfrage zu beantworten oder die untersuchten Zusammenhänge genauer analysieren zu können. Letzteres meint, das die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten sich auf die statistische Auswertbarkeit auswirken, und dies von Anfang an berücksichtig werden muss (dazu später mehr).
Fragetypen und deren Anwendung
Es gibt verschiedene Fragetypen, die je nach Ziel der Befragung eingesetzt werden können. Offene Fragen ermöglichen den Befragten, ihre Antworten frei zu formulieren. Geschlossene Fragen bieten vorgegebene Antwortmöglichkeiten, die auf unterschiedlichen Skalen gemessen werden können. Offene Fragen sind schwierig statistische auszuwerten und eigenen sich eher für qualitative Untersuchungen. Geschlossene Fragen sind hingegen gut statistisch auswertbar, sofern die Antwortskalen passend gewählt werden.
Frageformulierung
Die Formulierung der Fragen ist entscheidend für die Qualität der erhobenen Daten. Fragen sollten an die Zielpopulation angepasst und verständlich sein, um Missverständnisse zu vermeiden. Außerdem sollten Fragen neutral formuliert sein, um Verzerrungen zu vermeiden.
Die Reihenfolge der Fragen
Die Reihenfolge der Fragen kann die Antworten beeinflussen. Es ist ratsam, mit einfachen und allgemeinen Fragen zu beginnen, um die Befragten zu motivieren. Sensible oder auch komplexerer Fragen sollten eher am Ende des Fragebogens platziert werden. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Reihenfolge der Fragen keinen Einfluss auf die Antworten der Probanden nimmt. Dies könnte beispielsweise bei Einstellungsfragen passieren, wenn man mit dem Fragen vorab schon zu sehr erkennen lässt, was das Forschungsziel der Befragung ist.
Der Pretest
Ein Pretest des Fragebogens hilft, potenzielle Probleme zu identifizieren und zu beheben. In einem Pretest lässt man die Befragungen von ein paar Test-Probanden ausfüllen und sich ein Feedback geben. So können beispielsweise missverständliche Fragestellungen oder fehlende Antwortkategorien entdeckt werden. Es bietet sich auch an, mit den Probedaten eine Probeauswertung durchzuführen, um gegebenenfalls noch fehlende Fragen ergänzen oder Antwortskalen ändern zu können.
Antwortskalen und ihre Auswirkungen auf die Datenauswertung
An dieser Stelle möchte ich nochmal auf die Tatsache zurückkommen, dass vorgegebenen Antwortmöglichkeiten sich auf die statistische Auswertbarkeit auswirken, und dies von Anfang an berücksichtig werden muss.
Fragt man beispielsweise nach dem Alter einer Person, kann man dies in Form einer offenen oder geschlossenen Frage tun. Bei einer offenen Frage geben die Probanden ihr Alter direkt an. Bei einer geschlossenen Frage muss es eine Antwortskala geben. Diese könnte entweder eine Skala von 1-100 Jahren sein (oder eingegrenzt auf die erwartete Altersspanne der Zielpopulation) oder es könnten Altersgruppen vorgegeben sein, in die sich die Probanden einsortieren. Letzteres liefert einen geringeren Informationsgehalt als die ersten beiden Möglichkeiten. Um zu verstehen, wie sich das auf die statistische Auswertbarkeit auswirkt, müssen wir zunächst die unterschiedlichen Skalenniveaus betrachten:
Nominalskalen klassifizieren Daten in verschiedene Kategorien, die keine natürliche Reihenfolge haben. Beispiele hierfür sind Geschlecht, Haarfarbe oder Nationalität. Mit nominalskalierten Daten kann man Häufigkeiten und den Modus (den häufigsten Wert) berechnen.
Ordinalskalen ordnen Daten in eine Reihenfolge, ohne dass die Abstände zwischen den Werten gleich sind. Beispiele hierfür sind Schulnoten oder Zufriedenheitsbewertungen oder auch die Altersangabe in Altersgruppen. Neben Häufigkeiten und Modus kann man bei ordinalskalierten Daten auch den Median (den mittleren Wert) berechnen.
Kardinalskalen, auch metrische Skalen genannt, haben gleichmäßige Abstände zwischen den Werten und oft einen natürlichen Nullpunkt. Beispiele hierfür sind Temperatur in Celsius, Körpergröße, Einkommen oder das Alter. Mit kardinalskalierten Daten kann man alle grundlegenden statistischen Berechnungen durchführen, einschließlich Mittelwert, Varianz und Standardabweichung.
Zusammenfassen kann man sagen, dass sich Nominal- und Ordinalskalen für deskriptive Statistiken und nicht-parametrische Tests eignen, während Kardinalskalen komplexere statistische Analysen wie Regressionsanalysen und Varianzanalysen erlauben.
Fazit
Die Konzeption eines Fragebogens erfordert sorgfältige Planung und die Berücksichtigung verschiedener Aspekte. Die Auswahl und Gestaltung von Fragen und Antwortskalen ist entscheidend für die Qualität der erhobenen Daten und die Validität der Forschungsergebnisse. Durch die Berücksichtigung der Skalentypen und deren Auswirkungen auf die Datenauswertung können präzisere und aussagekräftigere Ergebnisse erzielt werden.
Fragen? Kommentare? Anmerkungen? Nutzt die Chance, Euch auf Coapp mit Eurer zedita zukunftsforum Community für Datenkompentenz Training auszutauschen!
Eure Carina
Das „zedita.zukunftsforum“ ist ein Projekt der Hochschule Weserbergland und wird gefördert durch die Zukunftsregion Weserbergland+ mit Mitteln der Europäischen Union und des Landkreises Hameln-Pyrmont.