zufo.Datenkompetenz: Fakten vs. Fake News

Zukunftsforum
Lesedauer: 4 Minuten
Quelle: D21-Digital-Index 2023/2024. Anmerkung: Eigentlich müsste es heißen, dass es 62% der Probanden AUFGEFALLEN ist, dass sie schon einmal in Kontakt mit Desinformation gekommen sind.

Im letzten Community Meetup ging es um die Frage, wie wir selbst einen kleinen Faktencheck durchführen können, wenn uns ein (vermeintlicher) Fakt suspekt vorkommt.  Außerdem haben wir Strategien entwickelt, wie wir uns mit kritischem Blick in einer Welt orientieren können, in der Informationen von jedem jederzeit geteilt werden können. Fake News haben das Potenzial, Meinungen zu beeinflussen, demokratische Prozesse zu untergraben und gesellschaftliche Spaltungen zu verstärken. Doch wie erkennen wir Desinformation? In diesem Blogbeitrag betrachten wir drei entscheidende Werkzeuge: die Prüfung von Quellen, die Bewertung der Qualität von Studien und das Erkennen von manipulativer Datenkommunikation. 

 Werkzeug 1: Quellen prüfen

Die größte Waffe gegen Fake News ist die Fähigkeit, Informationen kritisch zu hinterfragen. Eine solide Quelle zeichnet sich durch Transparenz, Reputation und Nachvollziehbarkeit aus. Folgende Fragen helfen bei der Einschätzung: 

Wer ist der Herausgeber der Nachricht? Renommierte Medienhäuser oder akademische Institutionen haben in der Regel strenge Standards für ihre Veröffentlichungen. 

Gibt es eine klare Angabe von Autor und Veröffentlichungsdatum? Vage oder anonyme Beiträge können ein Zeichen für fragwürdige Absichten sein. 

Sind mehrere seriöse Quellen verfügbar, die dieselben Informationen bestätigen? Die Wahrheit hängt typischerweise nicht nur von einer einzigen Plattform ab. 

Gibt es eine Agenda oder versteckte Interessen? Politische, wirtschaftliche oder ideologische Motive können die Objektivität einer Quelle beeinflussen. 

Gerade in sozialen Medien verbreiten sich unseriöse Behauptungen oft, weil sie reißerisch formuliert sind und Emotionen ansprechen. Deshalb ist es wichtig, sich nicht von Schlagzeilen allein leiten zu lassen, sondern tiefer zu graben.  Insbesondere dann, wenn man selbst den Post oder die Information weiterleiten möchte.

Visuelle Manipulation ist eine besonders wirkungsvolle Methode der Desinformation. Durch den Einsatz von Bildbearbeitung oder aus dem Kontext gerissene Fotos werden falsche Narrative gestützt. Mithilfe der Bilderrückwärtssuche – beispielsweise durch Google Lens  – lässt sich die Herkunft eines Bildes ermitteln. Dabei sollte man besonders auf folgende Aspekte achten: 

Ist das Bild aktuell? Oft werden alte Bilder wiederverwendet, um neue Ereignisse falsch darzustellen. 

Passt die Beschreibung zum Bild? Ein Bild kann dramatisch wirken, aber wenn es nicht aus der genannten Region oder dem besagten Zeitraum stammt, ist es irreführend. 

Wurde das Bild verändert? KI-generierte oder manipulierte Bilder können Fake News glaubwürdiger erscheinen lassen. Diese zu erkennen ist aber nicht immer einfach. Nach der Sommerpause wird das Thema daher in einem gemeinsamen Meetup der Communities für Datenkompetenz und KI intensiver beleuchtet.

Werkzeug 2: Die Qualität von Studiendesigns einschätzen

„Eine Studie zeigt …“ – ein Satz, der oft genutzt wird, um Behauptungen zu stützen. Doch nicht jede Studie hat wissenschaftliche Substanz. Um die Qualität einer Studie zu beurteilen, sollte man folgende Fragen stellen: 

Wie steht es um die Qualität der Stichprobe? Studien mit wenigen Teilnehmern sind kaum aussagekräftig.  Aber auch bei einer großen Anzahl von Beobachtungen kann es zu Problemen mit der Repräsentativität von Daten kommen. Wann eine Studie repräsentativ ist, habe ich bereits in diesem Blogbeitrag für euch erläutert.

Wurde die Studie peer-reviewed? Erst wenn eine Studie von unabhängigen Forschern geprüft wurde, ist sie wissenschaftlich belastbar. Ob eine Begutachtung stattgefunden hat, erkennt man an der Art des Journals, in dem die Studie veröffentlicht wurde. Die wissenschaftlichen Zeitschriften legen auf ihren Internetseiten offen, welche Standards für eine Veröffentlichung bei ihnen gelten.

Sind die Schlussfolgerungen nachvollziehbar? Wissenschaftliche Studien müssen ihre Ergebnisse sauber erklären, ohne voreilige oder übertriebene Schlüsse zu ziehen. 

ist Korrelation gleich Kausalität? Viele irreführende Studien stellen Zusammenhänge her, die nicht zwangsläufig auf eine direkte Ursache zurückzuführen sind.So kann der Genuss von Schokolade auch schon mal die Wahrscheinlichkeit für einen Nobelpreis erhöhen.

Die kritische Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Daten ist essenziell, um zwischen echter Forschung und manipulativem Pseudowissen zu unterscheiden.  Mehr zu dem Thema findet ihr auch in dem Blogbeitrag hier.

Werkzeug 3: Manipulation durch Datenkommunikation erkennen

Statistiken gelten oft als objektiv – doch durch geschickte Darstellung können sie ebenso täuschen wie Worte. Einige der häufigsten Manipulationstechniken sind: 

Selektive Darstellung von Daten: Nur bestimmte Zahlen werden gezeigt, während andere, die das Narrativ verändern könnten, weggelassen werden. 

Manipulierte Diagramme: Grafiken können verzerrt dargestellt werden, um Trends dramatischer erscheinen zu lassen. Dieser Effekt entsteht beispielsweise leicht, wenn in Diagrammen Achsen nicht bei Null beginnen, oder oben abgeschnitten werden. Als Beispiel können hier die beiden unterschiedlich hoch gewählten Achsen der Diagramme genannt werden, die Bundesinnenminister Dobrindt in der Bundespressekonferenz zum Verfassungsschutzbericht 2024 ab Minute 10 nacheinander in die Kamera hält.

Irreführende Durchschnittswerte: Statistiken können verfälscht werden, indem sie nicht die tatsächliche Verteilung der Werte berücksichtigen. 

Die Fähigkeit, Daten kritisch zu hinterfragen, hilft uns, eine fundierte Sichtweise zu bewahren und nicht durch Täuschungsstrategien beeinflusst zu werdenAllerdings bedarf diese Fähigkeit ein bisschen Übung. Daher hier ein Lesetipp mir:  Aus dem fluter Heft Nr 83 der Artikel von Tobias Sauer mit dem Titel „Dieser Text steigert dein Wissen um 200%“.  Und wenn ihr mal ausprobieren wollt, wie man Abbildungen so richtig manipulieren kann, könnt ihr euch unter dem folgenden Link austoben: https://flowingdata.com/projects/dishonest-charts/

Fazit: Kritisches Denken als Schutz gegen Fake News

Fake News können gesellschaftlichen Schaden anrichten – doch mit kritischem Denken und digitalen Prüfmethoden können wir uns schützen. Die Überprüfung von Quellen, die Bilderrückwärtssuche, die Bewertung wissenschaftlicher Studien und das Hinterfragen von Statistiken sind essenzielle Werkzeuge im Kampf gegen Desinformation. Wer bewusst informiert bleibt, trägt dazu bei, eine aufgeklärte und faktenbasierte Gesellschaft zu stärken. 

Hast du selbst schon Fake News entlarvt? Teile deine Erfahrung in unserer Community in Coapp!

Eure Carina


Das „zedita.zukunftsforum“ ist ein Projekt der Hochschule Weserbergland und wird gefördert durch die Zukunftsregion Weserbergland+ mit Mitteln der Europäischen Union und des Landkreises Hameln-Pyrmont.