Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Unternehmen ihre Mitarbeiter*innen von Coworking Spaces aus arbeiten lassen? Das ist die Frage, die uns umtreibt. Ein paar erste Antworten auf diese Frage brachte der Design Thinking Workshop in Kooperation mit der Hochschule Weserbergland, der Bertelsmann Stiftung und der CoWorkLand eG.
Ziel des Workshops war es, Maßnahmen für Coworking-Spaces zu entwickeln, damit auch kleine und mittlere Unternehmen diese moderne Form des Arbeitens stärker für sich nutzen.
Allerdings benötigen wir noch bessere Argumente, Arbeitsbedingungen, digitale Angebote und räumliche Strukturen, um die Unternehmen nachhaltiger von Coworking zu überzeugen.
Der Workshop
Vier Coworking-Spaces standen im Workshop als erste Cases für mögliche Maßnahmen zur Verfügung: Das Tokunfthus in Bücken, der Alsenhof in Lägerdorf, CoWorking Wittenberge und der aktuell entstehende Coworking-Space in Hameln. Folgend findest Du eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus dem Workshop. Wenn Du noch genauer hineinschnuppern willst, kannst Du Dir die im Workshop entstandenen Ideen für die einzelnen Gruppen auch downloaden.
Team Bücken – Wittenberge (Beckum, Dießen)
Fokus der Gruppe: Wie können wir Kai die Sicherheit, das Wissen und ein gutes Gefühl geben, seine Mitarbeiter*innen zum Arbeiten in einen Coworking-Space zu schicken und dabei noch als innovative Führungskraft zu strahlen?
In der Persona Kai findet sich ein eher konservativer, 50-jähriger Abteilungsleiter eines ingenieurtechnischen Unternehmens, der zwar Interesse an neuen Technologien und New Work hat, allerdings auch befürchtet seine Mitarbeiter*innen nicht ausreichend kontrollieren zu können, wenn sie eigenverantwortlich abseits des Unternehmenssitzes arbeiten. Außerdem befürchtet Kai einen Statusverlust, wenn er die Mitarbeiter*innen nicht mehr direkt im Blick haben kann.
Lösung: Come in and find out
Das Eventformat richtet sich an Führungskräfte in kleinen, mittleren und großen Unternehmen sowie Personalleiter*innen und Betriebsräte. In einer Podiumsdiskussion mit Expert*innen zum Thema New Work und Coworking lernen die Unternehmensangehörigen, welche Vorteile Coworking für sie und ihre Mitarbeiter*innen bringt sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf sozialer Ebene. Beispiele für passende Expert*innen sind eine Personalchefin, die bereits seit geraumer Zeit ihre Kolleg*innen aus deutschlandweit verteilten Coworking-Spaces arbeiten lässt und die von ihren Erfahrungen berichtet. Ein Vertriebsmitarbeiter, der regelmäßig mehrere Tage in der Woche von einem Space aus arbeitet, erzählt von seiner besseren Produktivität durch weniger Pendelstress und der CoWorkLand-Vorstand berichtet von einer Studie zum Thema „Mehr Produktivität und Glück in Teams“, in der sich Coworking als sinnvolles Mittel für eine moderne Arbeitsplatzgestaltung erweist.
Die Moderation übernimmt die Leiterin des New Work-Referats der IHK. Mit der IHK läuft auch für das gesamte Eventformat eine Kooperation, wodurch auch deren Marketingkanäle für mehr Aufmerksamkeit genutzt werden können. Die Idee ist, das Eventformat in verschiedenen Regionen stattfinden zu lassen, um deutschlandweit für mehr Akzeptanz und auch Bekanntheit von Coworking unter Führungskräften zu sorgen.
Team Lägerdorf
Fokus der Gruppe: Wie können wir Anna zeigen, dass das Coworking auf dem Alsenhof ein attraktiver, alternativer Arbeitsort ist?
In der Persona Anna findet sich die 40-jährige Mitarbeiterin eines Unternehmens und Mutter zweier Kinder. Sie hat Schwierigkeiten ihre Familie und den Beruf unter einen Hut zu bekommen und merkt, dass sie im Grunde keine Zeit mehr für sich hat. Perspektivisch geht ihre Motivation dadurch verloren und sie gerät unter immer größeren Stress. Einen Coworking-Space fände sie sehr interessant, da sie durch die Familie nicht von zu Hause aus arbeiten kann und dennoch Zeit einsparen würde, wenn sie nicht zu ihrem Arbeitgeber in die Stadt pendeln muss. Sie benötigt nun händeringend Argumente, um ihren Arbeitgeber vom Coworking zu überzeugen.
Lösung: Cowork-Ferienprogramm Alsenhof
Der Alsenhof bietet Kinderbetreuung mit Coworking an. Besonders in den Schulferien können Eltern zum Arbeiten in den Coworking-Space kommen, während die Kinder parallel betreut und bespaßt werden. Um den konservativen Arbeitgeber von dem Programm zu überzeugen, stellt der Alsenhof online Informationsmaterial, wie Flyer, bereit. Hierin sind alle wichtigen Argumente für den Arbeitgeber enthalten, wieso er seine Mitarbeiterin zum Alsenhof schicken sollte, was die Vorteile des Coworking sind und wie er ebenso davon profitiert. Damit hilft der Alsenhof den Coworking-Interessierten ihre Chefs von der Idee zu überzeugen.
Zusätzlich gibt es einen Ferien-Shuttle-Bus, der die Eltern und Kinder aus der Umgebung einsammelt. So würde der Individualverkehr reduziert und die Eltern wären im Zweifelsfalls noch unabhängiger.
Team Hameln
Fokus der Gruppe: Wie können wir Paula dabei helfen, die Fluktuation von Talenten im Team zu reduzieren und aufgeschlossener gegenüber neuen/modernen Arbeitsweisen zu werden?
In der Persona der Paula findet sich die 52-jährige Leitung der Qualitätssicherung in einem Unternehmen und Mutter zweier Kinder im Teenager-Alter. Sie liebt Beständigkeit und Ordnung, während sie eine sehr geringe Toleranz gegenüber Fehlern hat. Auch innovative Ideen lässt sie nur durchgehen, wenn sie vollkommen fehlerfrei ablaufen. Im digitalen und New-Work-Umfeld kennt sie sich nicht besonders gut aus. Besonders ihre jüngeren Mitarbeiter*innen wechseln rege durch und sie ist nun auf der Suche nach etwas, dass die jungen Talente zum Bleiben animiert.
Lösung: Get a buddy/Adopt a KMU
Das Programm „Adopt a KMU” zielt auf Führungskräfte aus kleinen und mittleren Unternehmen ab, die bisher noch keine oder kaum Berührungspunkte mit Coworking hatten. Die Idee ist, Menschen wie Paula, die mehr Sicherheit und Klarheit wünschen, eine*n festen Mentor*in für einige Wochen an die Seite zu stellen. Der Coworking-Space adoptiert quasi die Führungskraft und der/die Mentor*in begleitet sie beim Kennenlernen des Coworking-Prinzips, führt in die Community ein, demonstriert digitale Tools für die Zusammenarbeit und steht generell immer als Ansprechpartner*in zur Verfügung.
Nach Abschluss des Programms fühlt sich Paula wesentlich sicherer auch ihre Mitarbeiter*innen von einem Coworking-Space aus arbeiten zu lassen. Im Idealfall ist sie sogar so begeistert, dass sie für den nächsten Kandidaten selbst als Mentorin auftreten will. Dieses Programm lässt sich für nahezu alle Coworking-Spaces umsetzen.