Die digitale Transformation gestalten: Projektvorstellung ZediTA

Allgemein
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Ökonomische und gesellschaftliche Trends wie der demografische Wandel, der Bedeutungsgewinn von Wissen als zentrale Wachstumsressource sowie die digitale Transformation werden in der Leine-Weser Region zu erheblichen wirtschaftsstrukturellen Veränderungen führen. Die digitale Transformation ist in aller Munde und gilt dabei als eine der zentralen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit.

Diese betrifft nicht nur die Technologie, mit der wir arbeiten, auch wie wir mit anderen Menschen zusammenarbeiten ändert sich drastisch. Agilität und Selbstorganisation mit mehr Vertrauen gegenüber den Angestellten sind Schlagworte der Stunde. Ebenso verändern sich die fachlichen Anforderungen an die Mitarbeiter – um zukünftig handlungsfähig zu bleiben, wird ein grundlegendes informationstechnisches Verständnis mit Kompetenzen für die Digitalisierung der Arbeitswelt in vielen Bereichen vorausgesetzt.

Durch die Urbanisierung sehen sich insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die nicht in den Metropolregionen ansässig sind, dem bereits vor zwanzig Jahren beschriebenen War-for-Talents in dieser Hinsicht ausgesetzt.

Für die erfolgreiche Bewältigung der digitalen Transformation wird die Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Fachkräften über Branchengrenzen hinweg einen zentralen Baustein bei der Sicherung der Innovations-, Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dieser Region darstellen. Um Fachkräfte mit entsprechenden erfolgskritischen Kompetenzen zu qualifizieren und an die Region zu binden, ist es unerlässlich, sich den verändernden Anforderungen seitens der Arbeitnehmer bewusst zu werden. Es verlassen überproportional viele junge und qualifizierte Erwerbstätige die Region Leine-Weser. Trotz wirtschaftlichen Aufschwungs, besteht in einigen Teilräumen der Region zudem ein Mangel an Arbeitsplätzen. Langfristig ergeben sich für kleinere Städte jedoch eine Vielzahl an Chancen: Neben dem weiterhin günstigeren Wohnraum im Vergleich zu Großstädten, können gerade ländlich geprägte Regionen durch ihre Attraktivität (und schlichtweg durch Raum) punkten. Auch perspektivisch sind Lösungen für Pendler, wie beispielsweise autonome Fahrzeuge, die zu einer Erhöhung der Produktivität auf den Fahrten führen, absehbar. Weiterhin können Einrichtungen, in denen unabhängig und abhängig angestellte Arbeitnehmer bzw. Berufspendler verschiedener Unternehmen zusammenarbeiten – wie in sogenannten Coworking-Einrichtungen – die Bedeutung solcher ‚Satellitenstädte‘[1] weiter vergrößern. Innovative Ansätze, die die Anforderungen der neuen Arbeitswelt berücksichtigen, neue Arbeitsplätze durch Neugründungen erschaffen und gleichzeitig passgenaue Aus- und Weiterbildungsangebote für bestehende kleine und mittlere Unternehmen ermöglichen, sind zudem strategisch erstrebenswert. Fachhochschulen sehen sich dabei als zentrale Akteure, um in diesem Kampf um die besten Fachkräfte als Region bestehen zu können.

Vor diesem Hintergrund hat es sich die Hochschule Weserbergland (HSW) in Hameln zum Ziel gesetzt, Innovations- und Transferknotenpunkt im Landkreis Hameln-Pyrmont zu werden. Die Hochschule Weserbergland ist eine Fachhochschule mit circa 500 Studierenden in Hameln. Als duales und berufsbegleitendes Studium werden die Studiengänge Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaftslehre sowie Wirtschaftsingenieurswesen angeboten. Die Praxispartner, also diejenigen Unternehmen, in denen die Studierenden ihre Praxisphasen verbringen, sind dabei deutschlandweit vertreten. Im Sinne des Lebenslangen Lernens bietet die HSW darüber hinaus Weiterbildungsseminare an und agiert als Partner der Personalentwicklung für Unternehmen. Seit Beginn 2019 läuft zudem die Projektphase 0 für das Zentrum für digitale Transformation und neue Arbeit (kurz: ZediTA). ZediTA soll den eingangs beschriebenen Herausforderungen begegnen, indem eine Gemeinschaft – bestehend aus Startups, angestellten Innovationstreibern, Studierenden und Schüler*Innen – rund um die Themenkomplexe digitale Transformation und die neue Arbeitswelt aufgebaut wird. Konkret soll physischer und sozialer Raum für generationen- und unternehmensübergreifenden Austausch entwickelt werden. Hierdurch sollen neue Lern- und Arbeitsräume entstehen. Dies zunächst testweise durch Veranstaltungsreihen. Zwischen Februar und November 2019 wurden über 20 verschiedene Veranstaltungen durchgeführt, in denen unterschiedliche Perspektiven auf Themen, wie Künstliche Intelligenz, Resilienz (im Sinne Stärke aus Krisen gewinnen), Blockchain und Geschäftsmodellentwicklung geworfen wurden. Die Teilnehmer loben die angenehme Atmosphäre, die Themenvielfalt sowie die Möglichkeit spannende Kontakte zu knüpfen. Neben Vorträgen wurden ebenso Kreativmethoden und Innovationstechniken, wie Design Thinking oder Design Sprint angewandt und vermittelt. Grundsätzlich beschäftigt sich das Projekt intensiv mit neuen Arten zu lernen und befindet sich diesbezüglich im Wechselspiel mit der sonst üblichen seminaristischen Lehre an der Hochschule. Die sich im Aufbau befindliche Innovationscommunity soll Interdisziplinarität und Diversität fördern und später als Anlaufpunkt und Plattform für innovative Projektideen und deren Umsetzung dienen. Durchgeführt werden die Veranstaltungen in bereits bestehenden Infrastrukturen, häufig in der Zukunftsbäckerei (dem Innovation Lab) der HSW.

ZediTA-Veranstaltung im InnoLab der HSW

Übergeordnete Ziele des Projektes ZediTA sind demzufolge:

  1. Die Erhebung des Status quo hinsichtlich existierender Angebote und Strukturen
  2. Die bedarfsorientierte Angebotsentwicklung und -erprobung von innovativen Konzepten und Veranstaltungen zum Thema digitale Transformation und neue Arbeit
  3. Die Entwicklung einer Innovationscommuntiy inklusive Partner- und Kooperationsnetzwerk

Für das Jahr 2020 sind neben weiteren zahlreichen Veranstaltungen die Ausweitung der Lern- und Arbeitsräume, über das Innovation Lab hinaus, geplant. Mittelfristig soll der Austausch nicht nur über Veranstaltungen, sondern auch in der tagtäglichen Arbeit durch ganztägige Workshops und Coworking-Angebote realisiert werden. Weitere Informationen zum Projekt sowie zu den kommenden Veranstaltungen in 2020 finden Sie auf https://www.zedita.de.

Big Picture der ZediTA-Phase 0

Ermöglicht wird das von der HSW initiierte Projekt ZediTA durch die Stadt Hameln, den Landkreis Hameln-Pyrmont sowie durch den Europäischen Sozialfonds für Deutschland.

Ein Beitrag aus den NST-Nachrichten: https://www.nst.de/media/custom/2606_33317_1.PDF?1581427160


[1] Damit sind kleine und mittlere Städte gemeint, die im erweiterten Einzugsgebiet von Großstädten liegen.